Die Spielmacher (German Edition) by Naber Sabina

Die Spielmacher (German Edition) by Naber Sabina

Autor:Naber, Sabina [Naber, Sabina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rotbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-01-12T16:00:00+00:00


Tobias Hofer schien ein wahrer Anhänger der Freikörperkultur zu sein, denn er trug auch daheim nicht wie andere Leute vielleicht eine Jeans und ein Leiberl oder zumindest eine Jogginghose, sondern nichts.

Er öffnete die Eingangstür weit und strahlte sie an. »Leiwand. Ich hab mir grad einen Tee gemacht. Ist lustiger zu mehrert.«

Sie traten ein, gingen durch das winzige Vorzimmer, von dem ein Bad und eine ebenso winzige, blitzsaubere Küche abzweigten, in das einzige Zimmer der Wohnung. Als Erstes fiel Maria der Geruch auf, eine Mischung aus Lavendel und Cannabis. An sich nicht unangenehm, aber so intensiv, dass sie sich am liebsten sofort auf das überdimensionale Bett inmitten des Raumes legen wollte. Es lud förmlich zum Knotzen ein, mit seinem dicken roten Überwurf und den vielen Polstern in Rottönen. Auf dem Plafond war genau über den Kanten des Betts eine Schiene angebracht, in der ein weißer Gazevorhang montiert war. Neben dem Bett stand auf einem abgeschabten weißen Küchenhocker aus Holz eine Wasserpfeife. Vor dem Fenster befand sich ein Holztisch, gelb lackiert, mit zwei Sesseln in Rosa und Orange. Eine Stange quer in der Ecke diente als Garderobe. Überall lag Gewand. Es war unaufgeräumt, aber nicht dreckig. Nur der kleine Schreibtisch mit Computer strotzte vor Ordentlichkeit. Ordner mit Buchstaben standen in Reih und Glied. Die Tastatur und das Mousepad waren an der Kante des Schreibtisches ausgerichtet.

Maria nahm die Tasse mit dem Tee von Hofer entgegen. »Sie arbeiten von zu Hause aus?«

Er nickte. »Versicherungen. Da geht viel von daheim.«

»Versicherungsmakler?« Ungläubigkeit schwang in ihrer Stimme. Nun ja, sie hätte mit NGO-Mitarbeiter oder auch mit Programmierer gerechnet, viele von denen waren ebenfalls Freaks, aber ein Keiler?

Hofer drückte András eine Tasse in die Hand und schlurfte zum Bett. Dort ließ er sich im Schneidersitz nieder, wobei er die eigene Tasse geschickt balancierte, um sich nicht die nackten Oberschenkel zu verbrennen. »Guter Job. Leben, Pension, Krankenkasse, Auto. Was so anfällt. Die meisten sind auf einer ganz niedrigen Erleuchtungsstufe. Die brauchen was zum Festhalten.«

András verdrehte die Augen und deutete zu Hofer. Wahrscheinlich wollte er, dass sie was wegen der Nacktheit sagte. Aber seltsamerweise störte das Maria nicht, Hofer war in seiner Unbekümmertheit unglaublich unsexy. Er war richtiggehend unschuldig. Da war sie schon wieder, die Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Wenn alles auf dem Tisch lag, verlor es an Brisanz. Auch ein Schwanz. Vielleicht gingen nur deswegen so viele Menschen fremd, weil es verboten war. Genüsslich zündete sich Hofer jetzt auch noch eine selbst gedrehte Zigarette an. Er würde doch nicht wagen, vor ihren Nasen einen Joint … Nein, die Schwade roch unverdächtig. »Was liegt an?« Er strahlte schon wieder. Die Aurareinigung dürfte ein durchschlagender Erfolg gewesen sein,

Maria holte aus ihrer Tasche das Porträt von Shirley Bauer und hielt es ihm hin. »Könnte das die Frau am Parkplatz gewesen sein?«

Hofer riss die Augen auf. »Scheiß mi an, das ist ja die Shirley!«

Maria blieb die Luft weg.

Auch András, der bislang den direkten Blick auf Hofer vermieden hatte, fuhr zu ihm herum. »Sie kennen die Frau?«

Hofer klopfte auf das Papier. »Na klar, des is die Shirley.



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